In unserer hektischen und schnelllebigen Welt sind Schlafprobleme für viele Menschen zu einem ständigen Begleiter geworden. Ein stressiger Alltag, übervolle To-do-Listen und die ständige Erreichbarkeit durch digitale Geräte lassen Körper und Geist kaum noch zur Ruhe kommen. Doch warum fällt es uns so schwer, einfach abzuschalten und in einen erholsamen Schlaf zu gleiten? Die Antwort liegt tief in unseren biologischen Wurzeln – genauer gesagt im sogenannten Kampf-oder-Flucht-Modus.
Der Kampf-oder-Flucht-Modus ist ein uralter Überlebensmechanismus, den unser Körper in Stresssituationen aktiviert. In der Steinzeit war er überlebenswichtig, um bei einer realen Bedrohung – zum Beispiel durch ein wildes Tier – schnell reagieren zu können. Der Körper schüttet Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol aus, der Herzschlag beschleunigt sich, die Atmung wird schneller, und die Muskulatur spannt sich an. Kurz gesagt: Der gesamte Organismus wird in Alarmbereitschaft versetzt, um entweder zu kämpfen oder zu fliehen.
Heutzutage begegnen wir jedoch selten wilden Tieren. Stattdessen sind es Termindruck, Konflikte im Job, finanzielle Sorgen oder private Probleme, die unseren Körper in diesen Alarmzustand versetzen. Das Problem dabei: Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen einer realen physischen Gefahr und emotionalem Stress. Die Stressreaktion bleibt dieselbe. Selbst wenn wir uns am Abend ins Bett legen, bleibt der Körper in diesem hochaktiven Zustand. Das Einschlafen fällt schwer, und auch die Schlafqualität leidet erheblich.
Wenn der Körper im Kampf-oder-Flucht-Modus verharrt, wird das parasympathische Nervensystem, das für Entspannung und Regeneration zuständig ist, unterdrückt. Normalerweise sorgt dieses System dafür, dass Herzfrequenz und Atmung ruhiger werden und sich die Verdauung normalisiert. Doch bei chronischem Stress bleibt dieses Gleichgewicht gestört. Der Körper bleibt in ständiger Alarmbereitschaft, und selbst in der Nacht kann er den inneren Notfallmodus nicht abschalten.
Das Ergebnis ist ein Teufelskreis: Schlafmangel verstärkt die Stressreaktion im Körper. Wer unausgeruht ist, reagiert empfindlicher auf alltägliche Belastungen, und das Stresslevel steigt weiter an. Zudem führt Schlafmangel dazu, dass noch mehr Stresshormone ausgeschüttet werden, was das Einschlafen in der nächsten Nacht erneut erschwert.
Ein wichtiger Schritt, um diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist das bewusste Herunterfahren des Körpers vor dem Schlafengehen. Entspannungstechniken wie Atemübungen, Meditation oder Yoga können helfen, das parasympathische Nervensystem zu aktivieren und den Alarmzustand zu reduzieren. Auch feste Schlafenszeiten, ein ruhiges Schlafumfeld und der Verzicht auf digitale Geräte vor dem Zubettgehen unterstützen den Körper dabei, aus dem Stressmodus auszusteigen.
Letztlich erfordert es jedoch ein ganzheitliches Umdenken im Umgang mit Stress. Es geht nicht nur darum, die Symptome – in diesem Fall die Schlafprobleme – zu behandeln, sondern die Ursachen von Stress im Alltag zu erkennen und aktiv anzugehen. Denn nur wenn Körper und Geist lernen, Gefahr und Alltagssorgen wieder klar voneinander zu unterscheiden, wird es uns gelingen, nachts wirklich zur Ruhe zu kommen und erholsamen Schlaf zu finden.


