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Selbstliebe und Selbstakzeptanz – Der Schlüssel zum heilsamen Umgang mit uns selbst

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  • Beitrag zuletzt geändert am:12. Oktober 2025
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Selbstliebe ist ein Wort, das oft mit warmen Bildern von Achtsamkeit, Badewannen und Affirmationen verbunden wird. Doch hinter diesem Begriff steckt weit mehr als ein angenehmes Gefühl oder ein Akt der Selbstfürsorge. Aus psychologischer Sicht beschreibt Selbstliebe vielmehr eine grundlegende Haltung gegenüber sich selbst – eine innere Beziehung, die darüber entscheidet, wie wir mit uns umgehen, wie wir denken, fühlen und handeln.

Selbstliebe ist nicht gleichzusetzen mit Narzissmus oder Selbstverherrlichung. Sie bedeutet nicht, sich immer gut zu finden oder alle Anteile an sich zu mögen. Vielmehr gründet sie auf Selbstakzeptanz – der Fähigkeit, sich in seiner Gesamtheit anzunehmen, mit Licht und Schatten, mit Stärken und Schwächen. Es ist ein Akt innerer Ehrlichkeit und gleichzeitig innerer Milde: zu sehen, was ist, und dennoch freundlich mit sich zu bleiben.

Diese Haltung entsteht nicht einfach durch einen Entschluss. Sie wächst meist aus einem inneren Prozess, in dem wir lernen, uns selbst zuzuhören, anstatt uns zu bewerten. Viele Menschen sind im Umgang mit sich selbst erstaunlich hart. Der innere Dialog ist oft geprägt von Kritik, Abwertung und ständiger Selbstoptimierung. Was bei anderen mitfühlend kommentiert würde, wird bei sich selbst zur vermeintlichen Schwäche oder zum persönlichen Versagen.

Psychologisch betrachtet liegt darin eine tief verwurzelte Dynamik. Viele Menschen haben früh gelernt, dass sie bestimmte Erwartungen erfüllen müssen, um geliebt oder anerkannt zu werden. Daraus entstehen innere Überzeugungen wie: „Ich bin nur etwas wert, wenn ich leiste“, „Ich darf keine Schwäche zeigen“ oder „Ich muss perfekt sein, um angenommen zu werden“. Diese Sätze wirken im Erwachsenenalter oft unbewusst weiter. Sie bestimmen, wie wir über uns denken, wie wir mit Fehlern umgehen und wie viel Fürsorge wir uns selbst zugestehen.

Selbstliebe ist in diesem Kontext ein Gegenentwurf zu diesen alten Glaubenssätzen. Sie bedeutet, sich nicht länger über Leistung, Aussehen oder Anerkennung zu definieren, sondern den eigenen Wert als gegeben zu betrachten – unabhängig von äußeren Faktoren. Das klingt einfach, ist aber für viele ein radikaler Perspektivwechsel. Denn es erfordert, sich selbst nicht als Projekt, sondern als Mensch zu betrachten.

Ein zentraler Aspekt dieses Prozesses ist der Umgang mit eigenen Schwächen und Fehlern. Wer sich selbst liebt, schließt diese Anteile nicht aus, sondern integriert sie. Es geht nicht darum, sich alles schönzureden oder Verantwortung zu vermeiden, sondern um die Frage: Wie spreche ich mit mir, wenn ich scheitere? Wie reagiere ich, wenn ich nicht genüge – meinen eigenen Maßstäben oder denen anderer? Die Antwort auf diese Fragen zeigt, wie viel Selbstmitgefühl tatsächlich vorhanden ist.

Selbstmitgefühl ist ein Ausdruck gelebter Selbstliebe. Es beschreibt die Fähigkeit, sich selbst in Momenten des Schmerzes oder der Unsicherheit mit Freundlichkeit zu begegnen. Aus psychologischer Sicht ist das kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Schutzfaktor für die seelische Gesundheit. Studien zeigen, dass Menschen mit einem hohen Maß an Selbstmitgefühl besser mit Stress umgehen, resilienter sind und ein gesünderes Selbstbild entwickeln.

Der Umgang mit sich selbst ist immer auch ein Modell für den Umgang mit anderen. Wer gelernt hat, sich selbst mit Akzeptanz und Verständnis zu begegnen, kann diese Haltung auch leichter auf andere übertragen. Gleichzeitig wird die Beziehung zu sich selbst zur Basis für innere Stabilität. Denn wenn die Welt im Außen unsicher wird, ist die eigene Selbstannahme oft der sicherste Ort.

Selbstliebe bedeutet also nicht, sich jeden Tag toll zu finden. Es bedeutet, sich selbst nicht im Stich zu lassen – auch dann nicht, wenn man fällt, zweifelt oder sich verloren fühlt. Sie ist keine fertige Haltung, sondern ein fortwährender Prozess, in dem wir uns immer wieder neu begegnen. Mit Offenheit, mit Respekt – und mit dem tiefen Wissen, dass wir so, wie wir sind, bereits genug sind.

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