Du betrachtest gerade Stress und Essverhalten: Wenn der Hunger zu groß wird

Stress und Essverhalten: Wenn der Hunger zu groß wird

Stress ist ein ständiger Begleiter unseres Alltags – mal schleichend, mal überfallartig. Er beeinflusst uns auf vielen Ebenen: Gedanken, Gefühle, Schlaf – und nicht zuletzt das Essverhalten. Viele Menschen bemerken es gar nicht: Unter Druck verändert sich nicht nur, was wir essen, sondern auch wie und wann. Der Körper befindet sich im Ausnahmezustand und verlangt nach schnellen Lösungen. Häufig führt das zu einem Teufelskreis, in dem Essen zur kurzfristigen Entspannung wird – doch langfristig zu noch mehr Unwohlsein.

Im stressigen Alltag wird das natürliche Hungergefühl oft ignoriert. Mahlzeiten werden ausgelassen oder beiläufig im Gehen, Stehen oder während der Arbeit eingenommen. Der Körper sendet leise Signale – ein leichtes Ziehen im Magen, ein Nachlassen der Konzentration, vielleicht ein Hauch von Reizbarkeit. Doch diese Signale haben im Terminkalender keinen Platz. Also schieben wir das Essen hinaus. Immer weiter.

Und dann kommt er: der Punkt, an dem der Hunger zu groß wird. Der Moment, in dem sich der Körper das holt, was ihm zusteht – schnell, laut und unnachgiebig. Der sogenannte Point of no return. Jetzt zählt nicht mehr, ob etwas gesund, ausgewogen oder nahrhaft ist. Es zählt nur noch: schnell rein, sofortige Befriedigung, Hauptsache Zucker oder Fett. Rationales Denken schaltet sich aus. Der Körper übernimmt das Kommando.

Das fatale daran ist: Danach folgt oft ein Gefühl von Kontrollverlust, schlechtem Gewissen oder sogar Scham. Dabei war es kein Mangel an Disziplin – sondern eine körperliche Reaktion auf zu lange Missachtung seiner Bedürfnisse. Dieser Moment lässt sich schwer zurückdrehen. Wenn der Hunger einmal zu groß geworden ist, ist es zu spät für sanfte Lösungen. Der Körper verlangt nach einem Befreiungsschlag.

Um diesen Punkt zu vermeiden, hilft es, die Zeichen des Körpers frühzeitig wahrzunehmen und ernst zu nehmen. Stress lässt sich nicht immer vermeiden, aber wir können lernen, wie wir mit ihm umgehen. Dazu gehört auch, sich regelmäßige Essenspausen zuzugestehen – nicht als Luxus, sondern als Notwendigkeit. Der Körper verzeiht vieles, aber er hat seine Grenzen. Wer zu lange wartet, erlebt nicht nur ein Essverhalten, das außer Kontrolle gerät, sondern oft auch das Gefühl, sich selbst verloren zu haben – zumindest für einen Moment.

Stressbewältigung beginnt also nicht erst, wenn der Kopf überquillt, sondern schon viel früher – vielleicht mit einem Teller warmem Essen zur richtigen Zeit. Einem Moment der Achtsamkeit, der den Körper und die Seele nährt. Damit es gar nicht erst so weit kommt.

Schreibe einen Kommentar